53.9355 nördliche Breite und 12.5410 östliche Länge
Über Generationen wurde die Himmelsscheibe immer wieder verändert und erhielt zusätzliche Funktionen. Im Urzustand zeigte sie nur astronomische Objekte (Mond und Plejaden). Sie verschlüsselte eine Schaltregel, mit deren Hilfe sich das Mond- und Sonnenjahr synchronisieren lies. Es folgten die Horizontbögen, die während der Sonnenwenden die Positionen der Sonnen Auf- und Untergangs Punkte anzeigten. Ihre Winkellängen betragen 82°, was für eine Nutzung auf dem Breitengrad von Mitteldeutschland geeicht ist.
Die Barke am unteren Rand der Scheibe hat keine bekannte Funktion und könnte lediglich die Ostrichtung anzeigen und den Lauf der Himmelskörper symbolisieren.
Man kann davon ausgehen, dass das Wissen auf der Himmelsscheibe von Nebra aus ganz Europa und dem Orient stammt, da sich viele Details in Quellen anderorts wiederfinden.
Der Mond, welcher auf der Himmelsscheibe zu sehen ist, entspricht einem Mond der 4,5 Tage nach Neumond am Himmel zu sehen ist. In einem alten Keilschrifttext aus Babylonien (aus dem 7. bis 3. Jahrhundert v. Chr.) wird genau so ein Mond beschrieben:
Bild/Quelle: Andreas Dietzel
Im ersten Monat des Jahres; im Frühlingsmonat Nissan, solle man auf die Mondsichel und die Plejaden achten, steht da zu lesen. Warum? Weil das Informationen über dies Notwendigkeit eines Schaltjahres liefern konnte. Diese Regel war wohl schon 1000 Jahre vorher auf der Himmelsscheibe verschlüsselt worden. Sie war in einer schriftlosen Gesellschaft eine Vorlage, mit der Jahr für Jahr der reale Mond am Himmel verglichen werden konnte, um zu prüfen, ob es schon Zeit für ein Schaltjahr ist.
Seit dem Fund der Himmelsscheibe von Nebra darf man unsere Vorfahren in einem anderen Licht sehen. Man billigt ihnen astronomische Kenntnisse zu. Die Aunjetitz Kultur scheint keine eigene Schrift entwickelt zu haben. Zumindest wurden bis heute keine Hinweise darauf gefunden. Das trennt diese Kultur von den Hochkulturen der damaligen Zeit.
Die Himmelsscheibe von Nebra bezeugt, dass fundiertes astronomisches Wissen schon in der Bronzezeit in ganz Europa und dem vorderen Orient bekannt war. Es muss nicht mehr der Orient als einzige Wiege unserer Sternenkunde betrachten werden.
Zum Zeitpunkt, als die Himmelsscheibe von Nebra vergraben wurde, befand sich Mitteleuropa in einem Umschwung. Eine Kultur verging ohne belegbare Gründe. Es darf angenommen werden, dass die Himmelsscheibe als eine Art Zeitkapsel vergraben wurde, um späteren Generationen das astronomische Wissen einer ganzen Kultur zu erhalten. In Dalwitz soll durch das Aufstellen einer interpretierten Version dieser Scheibe auf das kontinuierliche Interesse an astronomischen Vorgängen in unserer Region erinnert werden.
Die Deichsel Sterne des Großen Wagens sind ein guter Test für das Auge. Der mittlere Deichsel Stern ist in Wirklichkeit ein Doppelstern. Es handelt sich um die Sterne Alkor und Mizar. Folgen wir nun der Krümmung der Deichsel, so kommen wir zum Hauptstern, Arcturus, des Sternbildes Bärenhüters. Dann verlängern wir unseren Bogen weiter, um das Sternbild der Jungfrau zu finden. Dabei wird uns Spica, der hellste Sterne in der Jungfrau, auffallen.
In ähnlicher Weise erarbeitet man sich die Position des Polarsterns, der Himmelsrichtungen und findet das Sternenbild der Kassiopeia. Entsprechend der jeweiligen Jahreszeit gibt es weitere tolle Routen.
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